Jeder bekommt den Hund den er verdient!

Ein Spruch den ich letztes Jahr von Nolans Züchterin gesagt bekommen habe, als ich mal wieder von meinem Rüpelhund Vito berichtete. “ Jeder bekommt den Hund den er verdient“- sagte Ira damals. Ich habe danach tatsächlich oft darüber nachgedacht, am Ende muss ich sagen, sie hatte damit absolut Recht. Sicherlich kann ich da nur für mich sprechen, aber in meinem Fall, trifft es bei allen drei Hunden zu.

aber fangen wir vorne an

Vor fast genau 7 Jahren zog mein erster eigener Hund Vito bei mir ein. Ich war damals seit einem Jahr selbstständig und hatte meine eigene Wohnung. Nun sollte auch endlich ein Hund her!

An die Kriterien, wonach ich damals nach einer geeigneten Rasse suchte, kann ich mich noch genau erinnern:

ein kleiner Hund sollte es sein, den man überall mit hin nehmen kann
ein zurückhaltender Hund, der die Leute nicht anspringt
einer der nicht viel Haare verliert, das macht sich im Geschäft nicht so gut
klein aber trotzdem fit, mit dem man auch mal was unternehmen kann

Mit dieser kurzen Liste fielen schon so einige kleine Rassen raus und ich stieß schließlich auf die Rasse Basenji. Diese Rasse war mir absolut unbekannt. Ich suchte nach Züchtern und wurde bald fündig. Ich telefonierte damals stundenlang mit einer Züchterin und zufällig war auch ein Wurf unterwegs. Die Rassebeschreibung erfüllte alle meine Kriterien, jedoch ignorierte ich auch gekonnt, die wichtigsten Merkmale dieser Rasse :

Basenjis sind einer Katze in vielen Dingen sehr ähnlich
sie haben ihren eigenen Kopf und gelten als schwer erziehbar
außerdem können sie schlecht allein gelassen werden
sie brauchen viel Auslauf, ohne Leine laufen ist jedoch sehr schwierig

Da ich mit zwei Dobermännern und zwei American Staffords aufgewachsen bin, dachte ich, dass ich das schon hinbekommen werde. Es sollte nun unbedingt dieser kleine rote Hund werden, mit den niedlichen Stehohren, dem Kringelschwanz und den so speziellen Falten auf der Stirn. Gesagt, getan, im Januar 2013 zog Vito ein.

Das mir dieses kleine niedliche Kerlchen zeitweise fast den letzten Nerv rauben würde, hätte ich damals nicht für möglich gehalten. Mir war absolut nicht bewusst, dass ich mir eine der ursprünglichsten Hunde der Welt ausgesucht hatte. Hunde, die ihre eigenen Entscheidungen trafen und sich nicht unbedingt am Menschen orientierten, weil sie einfach nie dazu gezüchtet wurden zu gefallen.

unsere ersten Jahre

Ich gebe offen zu, dass ich damals absolut blauäugig an die Sache ran gegangen bin. Jedesmal wenn ich gesagt bekomme, wie niedlich der Kleine doch ist, muss ich innerlich laut auflachen, der äußere Schein trügt in diesem Fall!

Vito hat alles gemacht, nur nicht das was ich wollte. Er hat dann immer seine Stirn in noch mehr Falten gelegt und mich mit einem Blick gestraft, den ich folgendermaßen übersetzten würde: „ Ist mir sowas von egal was du willst, ich mache das was ich will.“ Er hat alles in Frage gestellt, Grenzen nicht akzeptiert und aus Gnatz auch gerne mal etwas zerstört. Ich kann gar nicht mehr zählen, wieviel Leinen er kaputt gebissen, Decken zerfetzt, Autogurte angeknabbert und Türen er zerkratzt hat. Das hört sich jetzt alles ganz schön dramatisch an, JA das war es auch!

Das Schlimmste für mich war es aber einsehen zu müssen, dass ich ihn nicht ohne Leine laufen lassen kann, weder zu Fuß noch am Fahrrad. Nimmt er eine Fährte auf, geht er seine eigenen Wege. Er weiß wo er wohnt und kommt auch zurück. Jedoch ist das Risiko, dass ihm in der Zeit dazwischen, etwas passiert, einfach viel zu groß.

Warum habe ich meinen Hund Vito verdient /gebraucht ?

Vito ist der speziellste Hund den ich kenne. Er hat Charakter für 3 Hunde, er ist mutig und selbstbewusst, cholerisch und eine echte Drama Queen und er liebt mich auf seine ganz spezielle Art. Ich musste lernen, dass er kein Hund ist, der mir einfach folgt, oder dem man Gehorsam abverlangen kann, sondern, dass er ein Hund ist, mit dem man eine Partnerschaft eingehen und dessen Eigenarten ich akzeptieren muss, da ich sie ihm nicht aberziehen kann. Ich musste lernen konsequent zu sein, Regel aufzustellen und mich daran zu halten. Das ist nach wie vor nicht so mein Ding, Vito erinnert mich immer wieder gerne an meine Fehler.

Generell bin ich ein sprunghafter Mensch, der viel ausprobiert, wieder verwirft und es morgen ganz anders macht als gestern. Mit Vito musste ich mir eine klare Struktur schaffen, Regeln aufstellen, Verantwortung übernehmen. Auch mal verzichten, da der Hund vorging. Wir sind zusammen erwachsen geworden, Vito genau so wie ich.

Heute 7 Jahre später, sind wir ein eingespieltes Team. Ich weiß was ich von ihm verlangen kann und wo er mir einen Strich durch die Rechnung macht. In meinem jetzigen Rudel möchte ich ihn nicht missen, aber es war ein langer Weg bis dahin und ich hoffe wir können ihn noch lange zusammen gehen.

Über Vito könnte ich ein ganzes Buch schreiben, das hier war nur ein schlechter Versuch einer Kurzfassung. Mehr über die Rasse Basenji und über Vito, habe ich versucht in einem anderen Beitrag zusammenzufassen: Basenji – kleines wildes Ding aus dem Busch.

und dann kam Doni

Vito hatte seine aufsässigste Phase mit ca. 3,5 Jahren hinter sich gebracht. Bevor es aber etwas zu ruhig im Haus wird, schafft man sich doch lieber noch einen Hund an;) Damals wollte ich gerne einen Freund für Vito, damit er nicht allein sein muss. Eigentlich dachte ich an einen Whippet, da er in Größe und Statur gut zu Vito passen würde. Bevor es aber soweit war, musste ich ca. ein Jahr lang meinen Mann anbetteln, damit er es mir gestattete. Er war von der Idee überhaupt nicht begeistert, er hatte Bedenken, dass es jetzt wieder von vorn los gehen würde.

Jedoch sollte es etwas anders kommen, ein 4 Jahre alter Galgo Espanól aus dem Tierschutz sollte nämlich ganz ungeplant mein Herz erobern. Ende 2016 sollte Doni, damals noch Roberto bei uns einziehen. Wir bekamen ihn von dem Tierschutzverein far.from.fear. Was soll ich sagen, er war einfach nur ein Geschenk! Er hat sich zwar einmal durch alles Bewegliche im Haus geknabbert, über Schuhe, Brillen, Fernbedienungen, Bücher und was sonst noch so rum lag, aber er hat sich trotzdem ganz schnell in unsere Herzen geschlichen.

Am Anfang war Vito zwar überhaupt nicht begeistert, dass er jetzt auf einmal alles teilen sollte, schließlich war er ja hier der Kronprinz. Es dauerte aber nicht lange und die beiden waren unzertrennlich. Jetzt sollte mein unerschrockener Vito dem kleinen Doni die Welt zeigen. Doni orientierte sich in allen Situationen, in der er unsicher war an Vito, dadurch wurde er immer selbstbewusster. Heute würde wohl keiner mehr denken, dass er aus dem Tierschutz kam. Das einzigste was ihn noch „verrät“ sind seine vielen Narben im Fell.

Plötzlich war es für Vito überhaupt kein Problem mehr allein zu bleiben. Das war er jetzt auch nicht mehr, er hatte ja Doni. Der Alltag wurde also viel leichter für mich, die Hunde waren einander genug, auch wenn ich mal ohne sie los musste.

Warum habe ich meinen Hund Doni verdient /gebraucht ?

Doni ist eine ganz zarte Seele, man brauch ihn nicht ausschimpfen, jede erhobene Hand wäre zu viel. Nicht das ich meine Hunde je geschlagen hätte!! Aber genau das hätte Doni auch nicht verkraftet. Er wollte einfach nur geliebt werden, einfach dabei sein und sein neues Leben in vollen Zügen genießen. Die Galgos sind so wundervolle Wesen, so sanft und liebevoll, als Familienhunde einfach ein Traum. Aber es sind auch Jagdhunde und das darf man auch nicht unterschätzen! Doni hat den Ausgleich geschaffen, er ist das Ying und Vito ist das Yang. Er ist der Ruhepool bei uns zu Hause, hat alles still im Blick und ist stets zur Stelle wenn jemand mal etwas in der Küche vergessen hat.

Doni hat mir bewiesen, dass die Entscheidung zu einem zweiten Hund absolut richtig war. Es hat so vieles leichter gemacht und ich glaube auch, dass Vito dadurch glücklicher und ausgeglichener ist. Mit dem heutigen Wissen, hätte ich mir schon früher einen zweiten Hund dazu geholt. Doni hat mir die Welt zu den Windhunden geöffnet. Durch ihn habe ich mich mehr für die einzelnen Rassen interessiert und bin schließlich bei den Deerhounds hängen geblieben. Er hat mich auch für das Thema Tierschutz sensibilisiert. Das es so vielen Galgos da unten in Spanien schlecht geht wusste ich damals noch gar nicht. Ich möchte heute und in Zukunft eine Stimme für sie sein, die auf die Problematik aufmerksam macht, damit so viele von ihnen gerettet werden können wie möglich.

Natürlich gibt es auch einen extra Beitrag über die Rasse Galgo Espanól und über Doni im speziellen: Galgo Espanól – der Jäger im Schafspelz.

Über das Nesthäkchen

Nach dem Einzug von Doni ist das Windhundefieber bei mir ausgebrochen. Ich war hin und weg von dieser Rasse und interessiert daran, welche Windhunde es noch gab. So stieß ich auf den Scottish Deerhound. Er ist optisch ganz anders als Doni, viel größer und haariger. Damals war ich der Meinung Doni ist schon ziemlich groß! Ich war so begeistert, dass ich unbedingt mal mit einer Züchterin sprechen wollte, um noch mehr über diese Rasse zu erfahren. Wir besuchten die Islays, so der Zwingername von Iras Deerhounds und schnell war klar, diese Hunde sind einfach toll! Auch mein Mann war nicht abgeneigt, 10 Deerhound Damen auf einen Schlag zu erleben hatte auch ihn beeindruckt.

Die Welpen des letzten Wurfs waren vor 3 Wochen ausgezogen. Eine Hündin aus jedem Wurf behält Ira selbst, außerdem war noch ein Rüde da. Es war Nolan, er hatte sich mit 8 Wochen das Bein gebrochen und die Platte musste erst noch raus, bevor er in ein neues zu Hause umziehen durfte. So hatten wir das Glück und mussten nicht lange auf unser neues Familienmitglied warten. Im Mai 2018 zog Nolan bei uns ein.

Doni nahm es gelassen und verschlief die Babyphase. Vito dagegen war stink sauer und verstand absolut nicht, warum ich ihm das angetan hatte. Er konnte Welpen generell nicht leiden und jetzt brachte ich auch noch so ein Ding mit nach Hause. Erst dachte ich, das geht schnell vorbei, so wie bei Doni, aber dem war leider nicht so. Vito nörgelte nur an ihm rum, schloss ihn aus und wollte sich auch nicht mit ihm befassen.

Nolan war ein fröhlicher, frecher, total lieber und einfach zu führender Welpe. Es hat riesig Spaß gemacht ihn groß werden zu sehen. Als er mit 16 Wochen bei uns einzog war er jedoch schon größer als Vito. Er kam mit allen Hunden gut klar, hörte super auch ohne Leine und machte einfach nur Spaß. Als Nolan dann ein Dreiviertel Jahr alt war, kippte die Stimmung. Er ließ sich Vitos Genörgel nicht mehr bieten, auch beim füttern wurde es schwierig. Nolan hatte Vito in unterschiedlichen Situationen am Wickel und wollte sich beweisen. Zwischenzeitlich dachte ich, das es vorbei war und sie sich nicht mehr zusammen raufen würden.

Warum habe ich meinen Hund Nolan verdient / gebraucht ?

Ich musste mich als Chefin beweisen, bis dahin habe ich die Hunde viele Sachen untereinander regeln lassen. Aber ich musste einsehen, dass es meine Aufgabe war zu entscheiden. Ich musste klare Grenzen für Nolan und für Vito aufstellen. Doni half mir dabei, wenn sie sich mal wieder in die Haare bekommen hatten.

Eine weitere Besonderheit von Basenjis ist, dass sie sehr nachtragend sein können. So hat es auch fast ein Jahr gedauert, bis Vito den kleinen Nolan, wieder an seiner Seite akzeptierte. Nolan war jedoch auch penetrant genug und hat immer wieder versucht Vitos Herz zu erwärmen. Mittlerweile kabbeln sie zusammen und können auch zusammen auf einer Decke liegen, ohne das Vito einen Nervenzusammenbruch erleidet.

Nolan ist nicht mehr der Ausgeschlossene, sondern er gehört dazu! So wie es momentan läuft, bin ich sehr zufrieden. Jetzt sind wir ein richtiges Rudel!

Nolan hat mir die Leichtigkeit und die Freude eines jungen Hundes zurück gebracht. Er steckt so voller Power und Erkundungslust, das ist einfach nur ansteckend. Da er jetzt 2 Jahre alt geworden ist, können wir nun endlich große Touren unternehmen. Wir sind gerne im Harz wandern und erkunden die Umgebung, natürlich sind die anderen zwei auch dabei.

Vor kurzem bin ich über das Thema Zughundesport gestolpert und bin fleißig am lesen und informiere mich. Ich kann mir gut vorstellen, dass es Nolan großen Spaß machen wird vor einem Scooter zu laufen oder an einem Fahrrad. Wir werden das in nächster Zeit austesten und natürlich auch hier auf dem Blog davon berichten.

Über die Rasse Scottish Deerhounds und über Nolan wird es auch einen separaten Blogbeitrag geben: Scottish Deerhound – sanfter Riese. Auch hier bitte ich noch um ein wenig Geduld.

Ich hoffe der Beitrag war nicht zu lang, aber bei drei Hunden ist es echt schwer es auf den Punkt zu bringen und nicht abzuschweifen. Ich würde mich freuen, wenn du deine Ansichten zum Thema mit mir teilen würdest, hinterlasse mir also gerne einen Kommentar oder schreib mir eine Mail.

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